Spannbrett

Spannbrett zum Planlegen für Urkunden mit aufgedrückten Siegeln

In vielen Archiven lagern große Bestände an Pergamenturkunden mit anhängenden oder aufgedrückten Siegeln. Diese Bestände stellen die Archive vor besondere Probleme, was die Lagerung und somit auch den Platzbedarf betrifft. Die heute gängigste Lagerung ist die in den sogenannten Urkundentüten, etwas seltener planliegend in Schränken und die Ausnahme die hängende Aufbewahrung, die unter dem Begriff „Kölner System“ bekannt ist. Die beiden letzt genannten sind in den meisten Archiven aus räumlichen und finanziellen Gründen nicht zu realisieren.

Um zumindest die ältesten Urkunden (9. bis 13. Jahrhundert) mit den aufgedrückten Siegeln in Zukunft schonender zu archivieren, wurde 1997 im Staatsarchiv Darmstadt beschlossen, diesen Teil des Bestandes, sowie alle Überformate und andere als wertvoll angesehene Urkunden herauszunehmen und sie planliegend in Schränken zu lagern. Bedingt durch das Format der Urkunden, sind diese bis zu sechsmal gefaltet, um sie in den Urkundentüten unter¬bringen zu können. Das Falten der Urkunden war zur Zeit ihrer Entstehung die übliche Art der Aufbewahrung und wurde erst mit dem Auftrag an die Archive zum dauernden Erhalt ein konservatorisches Problem.

Zwei Probleme waren im Zusammenhang mit dieser Maßnahme zu lösen.
1. Wie sollten die Urkunden in den Schränken aufbewahrt werden?
2. Wie kann, insbesondere den Urkunden mit den aufgedrückten Siegeln die durch das Falten entstandene Spannung genommen werden?

Ersteres wurde dadurch gelöst, dass die Urkunden auf dafür angefertigte Tableaus aufgelegt werden. Auf die Anfertigung dieser Tableaus soll hier nicht weiter eingegangen werden. Wenn daran Interesse besteht, so kann bei Herrn Hofferberth (siehe Adresse unten) dazu näheres in Erfahrung gebracht werden.

Das zweite Problem wie kann den Urkunden (mit den aufgedrückten Siegeln) die Spannung genommen werden, um sie Planlegen zu können, erforderte einige Überlegungen, an deren Ende die Idee mit dem Spannbrett stand. Das Spannbrett ist ein flexibles Modulsystem, welches dem jeweiligen Format der Urkunden angepasst werden und bei Nichtgebrauch zerlegt und sehr platzsparend verwahrt werden kann.

Die einzelnen Module sind aus Aluminium in der Größe 25 x 25 cm und einer Stärke von 5 mm gefertigt. In regelmäßigen Abständen wurden in diese Platten Löcher gebohrt und ein Gewinde eingefräst. Mit Verbindungsstegen können die Module zu der jeweilig benötigten Größe zusammengestellt werden. Ein Verziehen der einzelnen Platten beim Verschrauben wird mit den Abstandhaltern verhindert.

Als weiteres Zubehör wird benötigt:
• Buchschrauben aus Kunststoff
• Gummiringe
• Holzstäbchen aus dem Laborfachhandel
• Klemmen aus Makrolan
• Lochschrauben

Nachdem an der Urkunde die notwendigen Vorarbeiten (Reinigung) abgeschlossen sind, kann mit dem Aufspannen begonnen werden. Schneiden Sie sich einen Karton (Löschkarton) in der Größe der Urkunde zu, auf den das Objekt aufgelegt wird und der auch während des Spannens unter der Urkunde verbleibt und dem Schutz des Siegels dient. Beim Setzen der Klammern muss darauf geachtet werden, dass diese so dicht wie möglich angesetzt werden. Kleinere Risse an den Rändern bilden kein Risiko, müssen aber von den Klemmen erfasst werden. Die Klemmen sind wegen der Haftung mit einem Löschkarton beklebt, der leicht ausgetauscht werden kann.

Durch die beiden äußeren freien Löcher der Klammern werden nun die Gummiringe gezogen und einmal verschlungen. Richten Sie nun die Urkunde auf der Platte nach der Mitte aus und schrauben gegenüber eines jeden Ringes eine der Ringschrauben in die Platte ein und ziehen den Ring durch die Öffnung der Schraube und verschlingen ihn einmal. Nun können Sie die erste Spannung anlegen, indem man die Schrauben dreht und mit den Holzstäbchen das ganze fixiert, wozu das Holz durch den Ring geführt wird. Es können mit einem Holz mehrere Schrauben festgestellt werden. Eine einzelne Schraube wird fixiert, indem in eines der nächsten Gewinde eine zweite eingedreht wird. Auf diese Weise kann jeder Gummiring, auch wenn sie an einer Klemme sind, einzelnen gespannt werden. Diese erste Spannung sollte keinesfalls zu straff ausgelegt sein, um der Urkunde noch genügend Spiel zu geben. Mit einem 50 % Wasser – Alkoholgemisch wird das Objekt nun eingesprüht, dabei muss das Siegel abgedeckt werden. Sprühen Sie nicht direkt auf die Urkunde, sondern lassen Sie es von oben als feinen Nebel niedergehen. Warten Sie einige Minuten, bis die Urkunde die Feuchtigkeit aufgenommen hat. Nun kann noch einmal nachgespannt werden, bis auf jedem Gummiring in etwa die gleiche Spannung liegt. Durch Antippen der Ringe lässt sich dies gut kontrollieren. Je nach den klimatischen Verhältnissen im Raum kann die Urkunde nach zwei Tagen von dem Brett abgenommen werden. Soweit man das bei einem Pergament sagen kann, liegt es nun plan, ohne wieder dazu zu neigen, sich in den vorigen Zustand zurückzufalten.

Es soll hier noch einmal darauf hingewiesen werden, dass diese Methode ausschließlich dazu dienen soll, bei Pergamenten mit aufgedrückten Siegeln die Spannungen, welche durch das Falten entstanden sind, auf möglichst schonende Art herauszunehmen. Bei Pergamenten mit abhängenden Siegeln und einem Umbug ist dies nur bedingt möglich, weil der Umbug nicht völlig von den Klammern erfasst wird und sich deshalb nach dem Trocknen hochstellen kann.

Spannbrett komplett:

Set bestehend aus: 9 Platten zu 250 x 250 x 5 mm

8 Verbindungselemente 45 x 45 x 5 mm

4 Verbindungselemente 45 x 25 x 5 mm

Klemmen, Ringschrauben, Muttern, Schrauben,

Holzstäbchen, Gummiringe und Buchschrauben aus Messing

Erweiterungsmodule: Vergrößerung der Arbeitsfläche um 1 Segment und Zubehör.

Konstruktion von: Jürgen Hofferbert – Restaurator, Hessisches Staatsarchiv, Darmstadt

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